Um den Opfern der Reichpogromnacht 1938 zu gedenken, versammelten sich die Schülerinnen und Schüler der Robert-Bosch-Gesamtschule am 09.11. gemeinsam in der Eingangshalle. Anders als in den letzten Jahren wurde auf den Gedenkmarsch verzichtet und die Gedenkstunde in die Schulzeit gelegt.
Aufgestellte Fotowände mit dem Motiv des Mahnmals am Lappenberg und Kerzen auf der Bühne tauchten die Eingangshalle in ein ruhiges und bedächtiges Ambiente und erinnerten an Grund des Zusammenkommens.
Unser Schulleiter Dr. Wilfried Kretschmer begrüßte den 9. und 10. Jahrgang in der 1. Stunde und gab ein paar einleitende Worte zu den Geschehnissen der Nacht vor 77 Jahren. Gerade in der heutigen Zeit sei es wichtig, daran zu erinnern, hob er hervor.
Der Chor unter der Leitung von Lukas Kollenberg versammelte sich schließlich auf der Bühne und sang das Lied “Hallelujah”, mit dem sie sämtliche Herzen in der Eingangshalle berührten.
Emilia Fester sprach danach als Schulsprecherin und 09.11.-Komiteesmitglied über den Holocaust und über diese eine Nacht, die das Leben so vieler Menschen verändert hat. Ihnen zum Gedenken kündigte sie eine Schweigeminute an. Auch motivierte sie die Schüler dazu auf, Zeichen zu setzen und Anteilnahme zu zeigen. Denn sie seien als Jugendliche die Zukunft und müssten es besser machen als ihre Vorfahren.
Oscar Schmucker, Kira Lente und Lara Cavga lösten Emilia am Mikrofon ab. Sie trugen die Gedichte “Poem”, “Spätnachmittag” und “Schlaflied” der deutschsprachigen Dichterin Selma Merbaum-Eisinger vor. Selma Merbaum wurde 1924 in Czemowitz geboren und starb 1942 im Zwangsarbeitslager Michailowka an Fleckfieber. 1939 fing sie an erste Gedichte zu schreiben um ein Album für ihren Freund Leiser Fichmann zu erstellen, dass sie kurz vor ihrer Deportation einer Freundin zuschleusen konnte, die dieses bis nach Israel weiter trug. Selma behandelt vorwiegend ihre Sehnsucht und die Entbehrungen, die im Ghetto auf die jüdische Bevölkerung zu kamen.
Das Organisationskomitee des Gedenktages, das neben den oben genannten Schülern auch aus Merle Neumann, Jana Hungerecker, Debora Aksamski, Dennis Nowak und Carolin Maibaum besteht, hängte diese Gedichte überall in der Schule auf. Auf schwarzem Pappkarton mit weißer Schrift sind einzelne, eindrucksvolle Zeilen zu lesen und spiegeln so das große Leid der damaligen Zeit wieder.
Auch der 12. und 13. Jahrgang trafen sich in der Eingangshalle zum gemeinsamen Gedenken. Kerstin Dohmen übernahm hierbei die Begrüßung durch die Schulleitung und rührte viele mit ihren ergreifenden Worten.
Während sich die Veranstaltung in der Eingangshalle wiederholte, wurde der 9. Jahrgang auf den jüdischen Friedhof neben unserer Schule geführt. Die Beth-Shalom AG stellte dort die Gräber jüdischer Unbekannte vor, von denen sie tatsächlich schon drei ermitteln konnten. Außerdem bekamen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, eine Führung durch die jüdische Kapelle zu bekommen und etwas über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hildesheim zu erfahren.
Die Beth-Shalom-AG auf dem jüdischen Friedhof
Doch damit waren die Gedenkveranstaltungen noch nicht zu Ende, am Nachmittag konnten sich interessierte Schüler entscheiden, ob sie sich das letzte Projekt von “Der Umgang mit dem Anderen” von der Robert-Bosch-Gesamtschule und “Vernetztes Erinnern” ansehen, oder mit auf die städtische Gedenkveranstaltung am Lappenberg kommen wollten. Dort steht ein Mahnmal, das an die niedergebrannte Synagoge erinnert und jedes Jahr am 09.11. als Versammlungsort für die Gedenkveranstaltung dient.
Beitrag der Robert-Bosch-Gesamtschule zur Gedenkveranstaltung am Mahnmal
Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Redner, darunter auch Kira Lente, Oscar Schmucker und Lara Cavga aus unserem 12. Jahrgang. Sie trugen die Gedichte vom Morgen auch noch einmal hier in der Öffentlichkeit vor. Der St. Lamberti Chor untermalte die Veranstaltung musikalisch und der junge Eliav Abraham sprach das Kaddisch. Zum Schluss wurden noch Kränze am Mahnmal niedergelegt, um der vielen Opfer des NS-Regimes zu gedenken, sodass wir niemals etwas derartiges aufkommen lassen.