

Der erste Tag
In der dritten Woche unseres Tansania-Aufenthaltes und einen Tag nach einer wunderschönen Safari durch drei Nationalparks hat sich eine neue Gruppe (Luna, Annika und Jule) mit Herrn Zingel zur Karansi Secondary School aufgemacht.
Wir wurden herzlich von Herrn Mbembeni, einem jungen Lehrer, der unseren Aufenthalt hauptsächlich organisieren wird und dem stellvertretenden Schulleiter, Herrn Temba, empfangen. Zuerst führten wir ein langes Gespräch über Schulsysteme und kulturelle Begebenheiten, wodurch wir viel Interessantes erfuhren. Auch die tansanischen Lehrer waren sehr interessiert und löcherten uns mit Fragen. Jule bemerkte an der Wand eine Schulstatistik, die für die Jahre 2010 bis 2013 die Entwicklung der Abschlüsse nach dem zweiten Schuljahr (Form 2) der Secondary School auswies. Es hat uns sehr erstaunt und beunruhigt, dass bis zu 70 % der Schüler und Schülerinnen durchfallen und das Jahr wiederholen müssen.
Im Anschluss an das Gespräch wurden wir in eine höhere Klasse geführt, der Form 3 und besuchten einen Gesellschaftsunterricht zum Thema „Rolle der Regierung in der öffentlichen Wohlfahrt“. 45 Schüler und Schülerinnen – in den beiden Klassen der Form 1 sitzen bis zu 75 Schüler! – saßen dicht gedrängt hinter ihren Bänken und empfingen uns freundlich und neugierig. Erstaunlicherweise wurde der Unterricht in Gruppenarbeit durchgeführt. Die unterschiedlichen Aufgabenstellungen waren nicht nur für uns schwer verständlich, auch die tansanischen Schüler, die ja alle die Abschlussprüfung nach Form 2 bestanden haben müssen, wirkten überfordert. Aber zusammen haben wir es irgendwie bewältigt, unterstützt durch die Lehrerin Frau Massawe und Herrn Mbembeni, die im Team unterrichtet haben. Weitere äußere Bedingungen haben das Lernen schwierig gemacht: da war ein brütendes Vogelpärchen im Dachfirst, das munter zwitscherte und die hölzerne Klassenraumtür, die aufgrund des Luftzuges beständig knarrend und quietschend auf- und zuging. Und nicht zuletzt stand den Schülergruppen jeweils nur ein Schulbuch zur Verfügung. Herr Mbembeni schrieb die jeweils richtigen Antworten an die Tafelwand. Mitgeschrieben haben nur wenige Schüler.
Das war ganz offensichtlich ein „moderner“ tansanischer Unterricht, der uns von den Lehrern gezeigt worden ist. Am Ende dauerte er mehr als zwei Zeitstunden (üblich sind 80 Minuten) und dies stellte eine besondere Herausforderung für uns alle dar.
So haben wir viele interessante Beobachtungen machen können und insbesondere festgestellt, dass die Lernumgebung an dieser Schule überhaupt nicht vergleichbar mit der an unserer Schule ist.
Der zweite Tag
Wir kommen etwas verspätet an, weil unser Busfahrer noch anderes zu tun hatte und wir auf dem Weg in Karansi etwas besorgen mussten. Heute treffen wir an der Schule nur wenige Lehrer an, insbesondere die muslimischen Lehrer sind beim Freitagsgebet in Sanya Juu. So werden wir heute keinen Unterricht sehen, dafür treffen wir einzelne Schüler und Schülerinnen, mit denen wir persönliche Gespräche führen können. Nach einiger Zeit lässt uns auch Herr Zingel allein, so dass wir uns völlig ungestört im Schulleiterzimmer unterhalten dürfen.
Wir reden über Schulwege, die für manche Schüler zu Fuß bis zu zwei Stunden dauern können. Es gibt keinen öffentlichen Transport über die zumeist ungeteerten, steinigen Wege zur Schule. Wir tauschen uns über unsere Zukunftspläne aus. So gibt es den Wunsch, sowohl Medizin als auch Jura zu studieren oder Priester zu werden. Ob diese Wünsche unserer Gesprächspartner für den großen Rest der Schule zutreffen, können wir uns nach unseren Beobachtungen von gestern kaum vorstellen.
Während unserer Gespräche hören wir aus den nahegelegenen Unterrichtsräumen einen Religionsunterricht, bei dem viel gesungen wird und den wir uns gerne näher angeschaut hätten.
Nach einem kleinen Mittagessen, das nur für wenige Schüler dieser Schule ausgegeben wird, die es sich leisten können, sitzen wir noch eine ganze Weile mit dem stellvertretenden Schulleiter zusammen, besprechen unsere Beobachtungen der beiden Tage und spielen ein Deutschland – Spiel, das Herrn Temba sehr interessiert, aber auch für ihn nicht so ganz leicht zu verstehen ist. Beim UNO-Spiel ist er allerdings fröhlich dabei und gewinnt auch.
Wir fahren erst zum Schulschluss, gegen halb vier und werden herzlich verabschiedet. Wir haben tolle Einblicke in den Unterricht dieser Schule erhalten und finden es besonders schön, mit gleichaltrigen Schülern und Schülerinnen Kontakt aufgenommen zu haben.