

Als unsere Gruppe in der zweiten Projektphase in das Day Care Center kam, erwarteten wir zunächst nicht viel von dem Projekt mit den Kindergartenkindern. Im Gegensatz zur vorherigen Gruppe hatten wir keinen treuen Übersetzer mehr dabei und fürchteten uns generell vor der undurchsichtigen Organisation der Tagesstätte, beziehungsweise kleinen, unselbstständigen Fremdsprachlern. Umso überraschter waren wir von der herzlichen Begrüßung der Kinder, als wir aus unserem gelben Schulbus vor ihrem Kindergartengebäude ausstiegen. Dreißig winkende Kinderhände hießen uns willkommen. Sofort ging es los. Wir stellten uns vor, gaben jedem Kind die Hand, verständigten uns über Zeichensprache und brachten ihnen das Wort „Super“ [beide Daumen nach oben] bei. Die Kleinen, die uns da vor der Play School erwartet hatten, waren bisher unbeaufsichtigt gewesen, da ihr Lehrer mit der anderen Hälfte ihrer Gruppe beschäftigt war, ihnen den Buchstaben „L“ beizubringen. So übernahmen wir das draußen stehende Grüppchen für diesen Vormittag, um mit ihnen Spaß zu haben.
Zunächst stellten wir die Kinder in einen Kreis und begannen, einige Rhythmusspiele mit ihnen zu spielen. Am Anfang versuchten wir einen Klatschimpuls, der Reihe nach weiterzugeben, was aber aufgrund der schüchternen Kinder nicht glückte, weil sie entweder alle gemeinsam klatschten oder von dem lauten Geräusch erschreckt wurden. Wegen der Sprachbarriere gelang es uns aber nicht das Spiel besser zu erklären, weshalb wir etwas anderes versuchten. Gemeinsam einen Takt zu klatschen, funktionierte schon besser und als wir dazu übergingen, Bewegungen, wie zum Beispiel in die Hocke gehen oder Springen, einzubauen, hatten wir alle an der Angel. Wir erzählten ihnen die Geschichte vom kleinen Samenkorn, das mit Regen und Sonne beginnt zu wachsen und schließlich eine wunderschöne Blume wird. Dazu entwickelten wir eine Pantomime, an deren Ende alle Kinder eine freudestrahlende Blüte waren. Da Wiederholungen bei Kindern immer eine gute Idee sind, spielten wir dieses Spiel so oft, bis alle mitspielen konnten und gingen dann dazu über, mit ihnen ein englisches Lied zu singen. „Head and Shoulders“ versuchten wir, ihnen näherzubringen, und tatsächlich stiegen die Kinder nach vier Wiederholungen zögerlich mit ein in die Bewegungen und nach und nach auch in den Gesang. So verbrachten wir die erste Stunde und da die Kinder schon um 11:00 Uhr nach Hause geschickt werden, verließen wir nun den Kreis, um vorzubereiten, Mandalas mit ihnen zu malen. Dafür nutzten wir das Schulleiterbüro, das wir mit großen Decken auslegten. Während wir die Kleinen aber unbeaufsichtigt ließen, mussten wir beobachten, dass sie begannen sich zu langweilen, was zur Folge hatte, dass sie sich prügelten. Sofort intervenierte die Hälfte unseres Projektteams, spielte die Kreisspiele erneut, während zwei das Büro weiter vorbereiteten.
Der Versuch die Kinder in einer geordneten Reihe, in den Malraum zu befördern, scheiterte daran, dass der Lehrer unser Vorhaben, dass sich die Kinder an die Hand nehmen sollten, durch eine harsche Ansprache an die Kleinen unterband. Trotzdem saßen irgendwann alle auf den Decken im Büro und bemalten fleißig die Mandalas. Wir hatten eine Farbauswahl an Buntstiften bereitgestellt, aber die Farbwechsel mussten wir für die Kindergartenkinder übernehmen. Es schien als trauten sie sich nicht nach einem neuen Stift zu greifen und malten so akribisch jede einzelne Fläche des Mandalas in einer Farbe aus, bis wir vorbeikamen und ihnen einen neuen Stift im Tausch anboten. Insgesamt stellte sich auch heraus, dass die motorischen Fähigkeiten der Kleinen sehr unterschiedlich waren. Manche malten sehr vorsichtig die einzelnen Flächen aus, manche auf der anderen Seite kritzelten wild innerhalb des Kreises herum und wieder andere interpretierten die Formen neu und kolorierten in feinen geometrischen Formen. Immer wieder zeigten wir den Kindern, wie man einen Stift richtig halten müsste, füllten mit ihnen zusammen Abschnitte des Bildes oder lobten sie mit „Super“ für ihre unterschiedlichen, schönen Ergebnisse. Jedes Mandala wurde nach der Fertigstellung an eine Wäscheleine, die wir quer durch den Raum gespannt hatten, aufgehängt. Die Kinder waren stolz und, was uns am wichtigsten war: Sie hatten Spaß.
Zum Ende dieses Vormittags rief der Lehrer die Kinder nach draußen und dann jeden Namen auf. Ein Kind nach dem Anderen meldete seine Anwesenheit und verabschiedete sich. Es wurde im Chor gebetet und dann rannten sie alle vom Schulgelände und ganz allein nach Hause.
Unser Projektteam räumte noch etwas auf und spazierte dann zur Krankenstation, in der wir zum Abschluss unseres Arbeitstages den seit einem Jahr brachliegenden Garten bewässerten. Die Nutzpflanzen der ansässigen Sisters sogen das Wasser gierig auf und wir kamen bei der geringen Wassermenge, die aus dem Hahn vorm Haus kam, gar nicht hinterher mit der Gießerei. Viel zu schnell war das kostbare Gut im trockenen Boden versickert, als dass die randvollen Eimer, mit denen wir wässerten, ausgereicht hätten den Avocado- und Organgenbäumchen, Bananen- und Ananasstauden und Gemüsebeeten eine gesunde Farbe zu geben. Das Land hier oben war viel zu sonnengebrannt, die Luft zu heiß und das Wasser zu rar. Nichtsdestotrotz schafften wir es nach zwei Stunden harter Arbeit in sengender Hitze zufrieden die Eimer beiseite zu stellen. Alle Pflanzen hatten entgegen ihrer Gewohnheit etwas zu trinken bekommen und nun erwarteten wir freudig, ob sich in den kommenden Wochen etwas entwickeln würde.
Schon am nächsten Tag hatte sich etwas verändert. Nachdem wir den Vormittag in der Play School damit verbrachten den Kindern Hände und Füße zu waschen, Mandalas zu malen und ihnen außerdem einige der Spendenklamotten auszuteilen, entdeckten wir im Garten der Krankenstation erste kleine Gurkenpflanzen, die da am Vortag noch nicht gewesen waren. Beflügelt von den begeisterten Kinderaugen aus dem Kindergarten und dem plötzlichen Vertrauen darein, dass die Arbeit, die wir hier leisteten tatsächlich etwas brächte, setzten wir unsere Gartenarbeit fort: Wässerten wieder jede einzelne Pflanze, bemerkten, dass es diesmal schon nicht mehr ganz so schnell versickerte und kehrten darüber hinaus ein großes Steinplateau, das vom vielen Afrikasand völlig verstaubt gewesen war. Alles in Allem ein wirklich sehr erfolgreicher Vormittag.
Gen Mittag kamen uns dann Francis und Honorata vom NAFGEM besuchen. Wir hatten vor beide mit Sister Mary, also der Ordensschwester unserer Krankenstation vertraut zu machen, in der Hoffnung eine Kooperation zwischen den beiden Institutionen ins Leben zu rufen. Das Gespräch zwischen den Dreien verlief ausgezeichnet. Frau von der Recke und Frau Bauermeister, die gerade ihr Projekt in der Grundschule Lekrimunis beendet hatte, moderierten durch die informative Diskussion und sammelten schon einmal Vorschläge für kommende Kooperationsprojekte. Was von all dem Besprochenen nun tatsächlich in die Tat umgesetzt werden wird, blieb aber unklar. Mal schauen was die Zukunft bringen wird.
Wir zumindest schlossen unser Play School- und Krankenstationsprojekt auf diese Weise ab. Mit dem guten Gefühl vielleicht tatsächlich etwas bewegt zu haben und eventuell einmal eine Guave aus dem Garten der Sisters essen zu können, fuhren wir am späten Nachmittag mit dem Bus zurück ins Amanihaus, müde und glücklich.