

Das Camp steht und die Sommerschule auf Aarö wird wieder stattfinden – wie immer. Einige von euch haben gar nicht mitbekommen, dass das in diesem Jahr überhaupt nicht so klar war.
Hier die ganze Geschichte:
Es begann letzten Mittwoch, pünktlich um 7 Uhr an der Rampe zur Küche. Nach etwa drei Stunden waren die LKWs gepackt. Mein Auto erreichte die Insel um 15 Uhr. Zwei von den Jungs begannen mit der Vermessung des Platzes, während ich und vier weitere Bodenplatten schleppten. Es waren 31 Grad. Zwei Stunden und drei Liter Wasser später waren wir fertig, auch damit, und der Rest der Gruppe war auch angekommen. Bis 21 Uhr hatten wir durchgearbeitet, eine halbe Stunde lang hatten alle Zeit, ihre Zelte zu belegen, bevor wir gemeinsam um 22 Uhr aßen. Endlich Freizeit. Es folgte eine Ansage: Das Team darf so lange wachbleiben, wie es möchte, hauptsache, die Ruhezeiten auf dem Platz werden eingehalten und alle sind pünktlich um 8 beim Frühstück.
Am 2. Tag lief es ähnlich, es gab viel zu tun. 10.Klässler hatten eigenständig die Verantwortung für Küchenaufbau oder Elektrik und unsere ‚Neuzugänge‘. Es wurde geschleppt und geschwitzt. Um 15 Uhr schien die Sonne und wir waren fast fertig – so schnell wie noch nie zuvor. Gemeinsam waren wir am Strand. Um 18 Uhr ging es zurück an die Arbeit. Wegplatten wurde verlegt, Zelte gesichert und um 19.30 gab es gemeinsam Abendbrot. Danach wurde eine letzte Stunde gearbeitet. Endlich Freizeit. Verdient. Lagefeuer, lange wach bleiben und ausschlafen war die Devise nach getaner Arbeit. Am nächsten Tag sollten dann letzte Arbeiten erledigt werden und es sollte zum Abschluss wieder zum Strand gehen. Es kam alles anders als erwartet…
Der Regen begann um 22 Uhr; es wurde eine schöne Küchenparty gefeiert, wir erzählten und lachten – nichts konnte diese gute Laune trüben. Wir gingen etwas später ins Bett.
Um 2 Uhr kam der Wind. Ich war im Wohnwagen, geschützt, auf einer 1,40m breiten Matratze und bekam nichts davon mit. Die Schüler und Schülerinnen waren in ihren Zelten; es klapperte, Zeltplanen auf Gestänge, es quietschte. An Schlaf war nicht zu denken. Gegen 4 Uhr löste sich ein Pavillon, krachte gegen das Zelt von drei Jungs, flog über 2 weitere Zelte und kam erst vor der Küche zum Erliegen. Die Jungs liefen aus ihrem Zelt und holten Stefan. Er blickte auf das Camp, wo weiterhin Böen mit 140 Kilometerstunden herrschten, alles war in Bewegung, einige Zelte wurden bereits demoliert. Stefan eilte zu mir, schüttelte mich wach und sagte ganz trocken: „Nick, wir haben ein sehr großes Problem.“ Wir standen vor einer uns unbekannten Situation und stellten uns stillschweigend die gleichen Fragen: Können wir noch etwas retten? Sollen wir es überhaupt versuchen? Wie ist die Gefahr einzuschätzen? In dem Moment löste sich das Zelt, in dem die 3 Jungs zwanzig Minuten zuvor geschlafen hatten und krachte gegen das benachbarte Zelt. Ich schnappte mir Julius: „Sag allen Bescheid, raus aus den Zelten und so schnell wie möglich mit Schlafsack zu den Wohnwagen!“ Gegen 5 Uhr lagen alle dicht neben einander am Boden des Vorzelts oder im Wohnwagen. Alle sollten versuchen, wenigstens ein bisschen zu schlafen, erst am Morgen sollte eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen getroffen werden. Ich hatte eine Ahnung davon, was anstehen würde und stellte einen Wecker für 7 Uhr.
Ich war als Erstes wach und der Einzige, der halbwegs gut geschlafen hatte. Ich ging zum Camp und schaute mir die Zerstörung an. Dies hielt ich kurze Zeit später in folgendem Video fest:
Die ersten wurden von mir geweckt. Pünktlich um 8 saßen wir zusammen im Unterrichtszelt und aßen stillschweigend zusammen. Wir tranken Kaffee – einige vielleicht zum ersten Mal. Ich stand auf und hielt eine kurze Ansprache. Es war nicht nötig – alle wussten schon, was zu tun war. Sie wussten, dass es heute keine Freizeit geben würde und wir würden sicherlich erst spät nach Hause fahren.
Das Team arbeitete fast 6 Stunden am Stück. Ich musste nicht motivieren – niemanden. Keine Ansage machen, nicht mal bitten. Sie bildeten Teams, machten sich an die Arbeit. Sechs Mannschaftszelte, vier Pavillons und ein Großzelt hatten den Sturm nicht überlebt. Wir flickten Zeltplanen, sortierten Gestänge und bogen diese zurecht. Enes kam zu mir nach 4 Stunden Arbeit: „Mr. K, Naef und ich haben jedes Zelt geprüft und neu gesichert. Die Heringe kommen nicht wieder heraus, und wenn, dann übernehmen wir die komplette Verantwortung.“ Gegen 22 Uhr waren die letzten zu Hause und das Camp stand wieder. Auch das Ergebnis könnt ihr gerne anschauen:
Alltagshelden sind für mich nichts anderes als Menschen, die in einer schwierigen und herausfordernden Situation erkennen, was zu tun ist, handeln und eigene Wünsche oder Bedürfnisse in den Hintergrund stellen. So etwas zu sehen, bewusst wahrzunehmen, ist beeindruckend!
Meine kurze Erzählung über Alltagshelden der RBG ist zwar zu Ende, allerdings habe ich eine kleine Bitte und möchte kurz auf eine wichtige Botschaft dieser Geschichte eingehen.
Die Bitte: Falls wir einer Meinung sind und ihr findet auch, dass diese Schüler und Schülerinnen etwas Heldenhaftes vollbracht haben, dann sprecht sie direkt an (ihre Namen stehen ganz unten). Sag ihnen, dass ihr gehört und gesehen habt, was passiert ist. Sag ihnen, dass ihr auch gehört und gesehen habt, was sie geschafft haben. Und lobt sie!
Die Botschaft: Ihr Durchhaltevermögen ist unfassbar. Und wenn man ihnen auch noch Vertrauen schenkt, vollbringen sie mehr, als man je für möglich gehalten hätte. Für mich eine klare Sache: Schüler und Schülerinnen brauchen Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen und authentische Erfahrungen zu sammeln, um an ihren Aufgaben zu wachsen. Und sie brauchen Lob!
Das Team:
Richard Vornkahl 13.6
Luca Klimossek 13.6
Fabian Krippenstapel 13.6
Frieder Ehlers 13.7
Enes Köse 10.5
Amelie Buchholz 10.5
Sara Mendzigall 10.5
Jonathan Kortner 10.2
Julius Kotowski 10.2
Jan Heffels 10.2
Mathew Stolka 9.1
Naef Seedo 9.1
Janis Sommer 9.2
Silvano Bernardi 9.2
Felix Overbeck 9.5