

Geschichtslehrer können vor einer Klasse stehen und ihr erzählen soviel sie wollen. Der Effekt auf die Schüler kann niemals der gleiche sein, den ein Mensch auf sie hat, der die ganzen Ereignisse selbst miterlebt habt. Diese Ehre hatten die Schüler des 9. Jahrgangs und die der Geschichts-EA-Kurse des 12. Jahrgangs am vergangenen Montag. Guy Stern, gebürtiger Hildesheimer Jude war zu Besuch in der RBG und bemühte sich, innerhalb einer Doppelstunde den Schülern ein Bild von seinem Leben zu verschaffen.
Nach seiner Geburt im Jahre 1922 besuchte Guy Stern die jüdische Volksschule am Lappenberg. Er gab den Schülern über seine Zeit dort und die Menschen der damaligen Zeit einen Eindruck. Zudem erzählte er von seiner Familie, welche ihm, als er 15 Jahre alt war, die Auswanderung in die USA ermöglichte. Dort wuchs er bei einem Onkel in St. Louis auf, bis er später nach Cambridge in Maryland ging, um Unteroffizier zu werden. Er gelangte in die Aufklärungseinheit „Sons and Soldiers“, die kriegsgefangene Nazis verhörte. Nach der Nacht der Invasion in der Normandie erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Medaillen sowohl in den USA als auch in Frankreich und Deutschland. Seine Familie kam während des Krieges im Warschauer Ghetto um. Guy Stern lehrte jahrelang an den verschiedensten Universitäten in Deutschland und den USA.
Neben seiner Geschichte versuchte Guy Stern den Schülern auch einige Weisheiten fürs Leben mitzugeben, wie beispielsweise immer mitzudenken und alles zu hinterfragen. Seiner Meinung nach betrifft uns die Geschichte Deutschlands alle, da wir nun die Verantwortung der Demokratie tragen. Auf die Frage hin, was er zu den neuerdings wieder auftauchenden rechten Bewegungen sage, bewertete er dies als einen Rückschlag, der die Nation spalten könne.
Zu seiner Heimatstadt Hildesheim betonte er immer wieder folgende Worte: „Diese Stadt ist in und um sich selbst eine pädagogische Hochburg.“