

Stadt im Wandel – Eine „Exkursion vor der Haustür“ in der Hildesheimer Innenstadt und im Stadtmuseum im Knochenhauer-Amtshaus
Das Gesicht der Innenstadt – Platzgestaltung im Verlauf der Fußgängerzone
Anknüpfend an das aktuelle Halbjahresthema „Das Bild des Raumes – Lebensraum Stadt“ begab sich der Kunst-eA-Kurs 12.2 am Mittwoch, 4. März 2020, auf eine Ortsbegehung auf vermeintlich vertrautem Terrain: In der Hildesheimer Innenstadt. Um 7.55 Uhr startete die Gruppe am Hauptbahnhof; hier verglich sie die aktuelle Bebauung des Bahnhofsplatzes mit historischen Ansichten und vollzog auf diese Weise stadtplanerische Entscheidungen nach, die in den vergangenen fast 200 Jahren an diesem Ort unter sich wandelnden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gewirkt haben. Mit dem Angoulêmeplatz, der Kreuzung Almsstraße-Kaiserstraße und dem Hohen Weg folgten weitere Stationen. So konnten an Orten, die aus dem Alltag – mehr oder weniger – vertraut erscheinen, einige funktionale und gestalterische Aspekte unmittelbar nachvollzogen werden, die im abiturrelevanten Kerninhalt „Stadt als Lebensraum: Platzgestaltung“ im Laufe des Halbjahres inhaltlich vertieft werden.
Am dreidimensionalen Stadtmodell auf dem Hohen Weg wurde schließlich die mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtentwicklung Hildesheims anschaulich begreifbar.
Urban Sketching in der Arnekengalerie
Nach dieser kleinen Entdeckungstour bei ungemütlich winterlichen Temperaturen konnte sich die Gruppe in der Arnekengalerie wieder aufwärmen, denn von 9 bis 10 Uhr stand hier eine künstlerisch-praktische Aufgabe auf dem Programm: Basierend auf dem abiturrelevanten Kerninhalt „Das Bild der Stadt“ fertigte der Kurs schnelle Skizzen „nach der Natur“ von Figuren im Raumzusammenhang; die Herausforderung bestand darin, nicht nur die Innenarchitektur der Shopping Mall linearperspektivisch stimmig in Grundzügen zu erfassen, sondern insbesondere die sich in ihr bewegenden Menschen, in diesem Fall Passanten, Zulieferer, Haustechniker und Schaufensterdekorateure, in korrekten Proportionen und lebendiger Körperhaltung zeichnerisch einzufangen und maßstabsgetreu in die Raumdarstellung einzubinden. Ein auswertender reflektierender Vergleich der Arbeitsergebnisse beschloss diese Übung.
1.200 Jahre urbane Entwicklung im Stadtmuseum Hildesheim
Für den dritten und letzten Programmpunkt wechselte der Kurs zum nahe gelegenen wiedererrichteten Hildesheimer Marktplatz. Im Stadtmuseum im Knochenhauer-Amtshaus gab Dr. Stefan Bölke, Kurator für Kunst- und Regionalgeschichte, zunächst eine kleine Einführung in die Sammlungen.
Der für viele deutsche Städte typische rasante und prägende Umbruch Hildesheims vom mittelalterlichen Provinzstädtchen zu einer modernen Industriestadt im 19. Jahrhundert wurde durch den Vergleich zwischen einer idealisierenden Ansicht von 1847 und einer wenige Jahre später entstandenen Darstellung deutlich, in der neben den altehrwürdigen Kirchtürmen rauchende Schornsteine vom industriellen Fortschritt künden. Eine interaktive Simulation ermöglichte den spannungsvollen Wandel der urbanen Strukturen Hildesheims eindrücklich nachzuvollziehen: von der Gründung im frühen 9. Jahrhundert über die Ausprägung städtischer Bauformen im Mittelalter zur der festungsmäßigen Sicherung in der frühen Neuzeit; vom Aufbrechen des einengenden Wehrgürtels und der Ausweitung zu einem industriellen Wirtschaftsstandort im 19. Jahrhundert über die massiven Kriegszerstörungen 1945 zum Wiederaufbau im Sinne einer modernen autogerechten Großstadt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ein Besuch der Ausstellung zur damals städtebaulich heiß umstrittenen Rekonstruktion des Hildesheimer Marktplatzes in den 1980er Jahren schloss diese Kurzexkursion gegen 11 Uhr ab.
Dank der Kulturkooperation zwischen der Robert-Bosch-Gesamtschule und dem Roemer- und Pelizaeus-Museum im Rahmen des Projektes „SCHULE:KULTUR!“ konnte ein kostenloser Museumsbesuch ermöglicht werden.