

Theater Persephone besucht einen Kurs „Darstellendes Spiel“ des zwölften Jahrgangs
Zwei Wochen vor den Herbstferien beschäftigte sich der Darstellendes-Spiel- Kurs von Lucia Ballosch mit dem bekannten und rätselvollen Schriftsteller Franz Kafka und dessen Beziehung zu seinem Vater. Während zwei Doppelstunden bekam der Kurs des 12. Jahrgangs Besuch von dem Theater Persephone und Bettina Braun, der Theaterpädagogin des Theaters für Niedersachsen. Die freie Theatergruppe unter der Leitung von Reiner Müller bereitet zur Zeit ein Stück vor, welches sich auf den 1919 verfassten Brief Kafkas an seinen Vater bezieht. Demnach liegt der Schwerpunkt auf der Beziehung zwischen Vater und Sohn. Bei dem ersten Treffen wurden Gedanken und Ideen zur Thematik gesammelt. Zum Darstellen der eigenen Sichtweise auf die Vater-Sohn-Beziehung wurden persönliche Erfahrungen ausgetauscht. Ein wichtiger Ausgangspunkt war außerdem das Zitat „Ein Käfig ging einen Vogel suchen“, das es zu entschlüsseln und interpretieren galt. Während sich das erste Treffen mit dem theoretischen Verständnis des Themas beschäftigte, rückte bei dem zweiten Zusammenkommen von Kurs und Theatergruppe die Praxis in den Fokus der Stunde.
Wir bekamen einige Aufgaben von den Schauspielern des Ensembles, die sich ebenfalls auf die Auseinandersetzung mit der Vater-Sohn-Beziehung bezogen. Unter anderem galt es, in kleinen Gruppen ein Standbild oder einen Boomerang (bewegtes, sich wiederholendes Standbild) zu vorgegeben Zitaten aus Kafkas „Brief an den Vater“ darzustellen, welche wir gegenseitig anhand der Präsentationen erraten mussten. Zudem wurde von einzelnen Schülern und Schülerinnen eine improvisierte Szene dargeboten, in der diese so agieren, als würden sie einen Brief ihrer Kinder vorfinden und lesen. Die Darstellung erfolgte in unterschiedlicher Weise: sowohl wurde emotional und ergriffen als auch wütend und aufbrausend auf das fiktive Schriftstück reagiert. Wir haben uns gefragt, wie sich wohl Kafkas Vater verhalten hätte, wenn er den Brief, den Kafka zeitlebens nicht abgeschickt hat, erhalten hätte. Schließlich haben wir in Partnerarbeit einen fiktiven Brief an (unsere) Eltern geschrieben. Hierbei verfasste eine Person verbal den Brief und die andere verkörperte den/die Verfasser/in und reagierte improvisiert auf die Worte, als würde sie diese gerade zu Papier bringen. Am Ende haben wir uns die Ergebnisse vorgetragen und die Unterschiede der Wahrnehmungen und Vorstellungen eines Briefes an die Eltern feststellen können. Während einige ein emotionales Schreiben verfassten und eher negativ auf Probleme eingingen, gestalteten andere wiederum ein satirisches Schreiben, was das Publikum zum Schmunzeln brachte.
Leider konnten wir aufgrund von Klausurterminen nicht bei der Premiere der Inszenierung dabei sein und haben dann auch die Abendvorstellungen am 30. oder 31. Oktober nicht besucht, da wir die offiziellen Empfehlungen zum Social Distancing in der Pandemie-Situation umsetzen wollten. Aber hoffentlich ergibt sich für unseren Kurs noch die Möglichkeit, an einer der Vorstellungen im kommenden Jahr teilzunehmen!