

Im zwölften Jahrgang wird der Bereich der musischen Fächer in die drei Fächer Kunst, Musik und Darstellendes Spiel (kurz DS-Unterricht) aufgeteilt und die SchülerInnen haben die Qual der Wahl, eines dieser Fächer für ihren Stundenplan auszuwählen. Im Gegensatz zu den Fächern Kunst und Musik ist das Fach DS mitunter neu für die meisten Schüler und Schülerinnen und viele wissen nicht, was sie dort lernen oder wie das Fach inhaltlich aufgebaut ist. Im folgenden Beitrag möchte ich das Fach DS vorstellen, um die Wahl nach dem richtigen Fach ein wenig zu erleichtern und werde dabei positive sowie negative Aspekte aufzeigen, die mir in meinen DS-Unterricht aufgefallen sind. Ich persönlich habe mich auch in der 12. Klasse für den DS-Unterricht entschieden und habe davor einige Jahre in der Theater-AG mitgewirkt und denke daher, dass meine gesammelten Erfahrungen bei der Vorstellung dieses besonderen Unterrichtsfachs hilfreich sein könnten.

Die Autorin
Inhaltlich setzt sich das Fach Darstellendes Spiel (wie der Name schon sagt) mit Schauspiel und der eigenen und der gruppenhaften Inszenierung auf der Bühne auseinander. Verschiedenste Gestaltungsmittel, die im schauspielerischen Kontext benutzt werden, werden im Laufe des Unterrichts gelehrt und unterschiedliche Theatergenres vorgestellt, die die TeilnehmerInnen mit in ihre Projekte einfließen lassen können. In diesen Projekten können sich die Lernenden kreativ mit den Inhalten auseinandersetzen. Die Klausuren bestehen meistens aus einem praktischen Teil, also z.B. dem Aufführen einer Szene, und einem theoretischen Teil, in dem die in der Inszenierung verwendeten Gestaltungsmittel dargestellt und erklärt oder deren Erfolg reflektiert werden. Häufig wird auch mit dem ganzen Kurs auf eine gemeinsame kleine Aufführung hingearbeitet, die anschließend zum Schuljahresende umgesetzt wird.
Im Laufe meines DS-Unterrichts sind mir zahlreiche Herausforderungen, aber auch Chancen dieser Unterrichtsform aufgefallen. Ein erster ungünstiger Punkt ist die freie Arbeitsform: Denn obwohl man viel Zeit hat, an einem bestimmten Projekt oder einem Stück zu arbeiten, kann sich dieser Arbeitsprozess auch zu lange hinziehen und im schlimmsten Fall schwindet die Motivation der Gruppe und das Stück leidet darunter. Deswegen muss es auch klare Arbeitsanweisungen geben, damit das Ensemble sich gut vorbereiten kann und es zu keiner Eintönigkeit kommt. Außerdem ist häufig Vorwissen im Bereich Theater oder Schauspiel gefragt. Im Unterricht wird nämlich häufig (nicht immer) auf Basiswissen oder -erfahrung aufgebaut, damit die SchülerInnen sich mit anderen Theatergattungen auseinandersetzen können. Deshalb könnte es für Lernende mit wenig Theatererfahrung mühsamer sein. Auch könnte es für diejenigen, die noch unsicherer oder schüchterner sind, schwieriger im DS-Unterricht sein, da besonders Körperkontakt oder Darstellung auf der Bühne noch fremd sind und so noch im Unterricht vermittelt werden müssen.
Andererseits bietet das Fach aber auch viele Chancen: Im Gegensatz zu Fächern wie Deutsch kann im DS-Unterricht vielfach frei gearbeitet werden. Da die Schülerinnen und Schüler sich selbst Stücke oder Szenen ausdenken und inszenieren können, kann die eigene Kreativität frei ausgelebt werden und man muss nicht sich nicht streng an vorgegebenen Konzepten orientieren. Zudem fördert dies die eigenständige Arbeit, denn alle müssen sich selbst organisieren, um ihre Projekte auf die Beine zu stellen. Weiterhin ist man im DS-Unterricht immer in Bewegung: Meist wird der Unterricht mit einem kurzen Warmup begonnen, damit man sich selbst aufwärmen und in die passende Stimmung kommen kann. Anschließend ist man auch auf der Bühne immer in Aktion, da es beim Spielen eben nicht nur auf die Stimme, sondern auch auf die eigene Präsentation und die vom Körper ankommt. Dies bietet eine angenehme Abwechslung vom klassischen Unterricht und dem ständigen Sitzen. Da im DS-Kurs außerdem viele verschiedene Schüler und Schülerinnen zusammentreffen, ist es auch ein idealer Ort, um neue Bekanntschaften zu machen oder diese zu vertiefen. Schließlich kommt man beim gemeinsamen Arbeiten auch mal mit anderen in (körperlichen) Kontakt, mit denen man vorher nicht so viel gemacht hat. Auch ich konnte während meines DS-Unterrichts neue Freundschaften schließen, obwohl ich eigentlich dachte, schon alle SchülerInnen aus meinem Jahrgang zu kennen! Der letzte positive Aspekt ist aus meiner Perspektive gesehen auch der wichtigste: Denn Theater zu spielen und sich auf der Bühne zu zeigen, steigert das Selbstvertrauen. Dadurch, dass man vor anderen den Mut haben muss, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, und sich gegenseitig auch Feedback gibt, damit bestimmte Aspekte verbessert werden können, wird die Selbstsicherheit gefördert. Das Verhältnis zum eigenen Körper verändert sich auch. Sich auf der Bühne zu zeigen und Fehler oder Erfolge zu analysieren, die man gemacht oder gehabt hat, stärkt den Blick auf sich selbst enorm und man lernt, durch das Spielen mit Mitschülerinnen und Mitschülern, offener und kontaktfreudiger zu werden. Dieses gewonnene Selbstvertrauen ist auch für andere Aspekte in der Schule nützlich, wie z.B. Präsentationen oder Gruppenarbeiten, in denen dies gefragt ist.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der DS-Unterricht besonders spannend ist, da SchülerInnen kursübergreifend in verschiedensten Projekten miteinander arbeiten und anschließend ein gemeinsames Ergebnis vorstellen können. Dank der monatelangen Arbeit auf der Bühne kann sich außerdem das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verbessern und die Eigenständigkeit gefördert werden.
Abschließend bin ich persönlich der Meinung, dass das Fach Darstellendes Spiel im deutschen Schulsystem mehr beachtet und gefördert werden sollte, da es für Kinder und Jugendliche eine gute Alternative bietet, sich selbst auf der Bühne zu entwickeln und diese Kompetenzen im Alltag anzuwenden. Weiterhin erweitert sich der Horizont im kulturellen Sinne, da bedeutende Stücke, die mitunter auch im Deutschunterricht behandelt werden, gemeinsam erarbeitet und von der trockenen Theorie in die Praxis und auf die Bühne gebracht werden. Allerdings gibt es gerade in Zeiten von COVID-19 auch für den Unterricht im Fach Darstellendes Spiel viele Einschränkungen wie das Abstandsgebot, die Maskenpflicht, den Verzicht auf Sprachübungen und Theaterbesuche. Dennoch ist das Fach für mich eines meiner Lieblingsfächer!