Die Theater AG führt „Biedermann und die Brandstifter“ am 23. und 24. Juni um 19:00 Uhr auf.
„Viel kann vermeiden Vernunft!“ – so mahnt der mehrstimmige Chor der Theater AG unsrer Schule Herrn Biedermann in der diesjährigen Inszenierung von Max Frischs Theaterstück. Und eigentlich ermahnt der Autor damit uns alle. Denn als Leser*innen und Zuschauer*innen sollen wir alle aufgeklärt unseren Verstand benutzen, wenn sich im gesellschaftlichen und politischen Leben Situationen ereignen, die wir kommen sehen, aber denen wir aus Bequemlichkeit, Naivität und Lethargie nichts entgegensetzen. So wie sich bei Herrn Biedermann die Brandstifter auf dem Dachboden einnisten (und er es nicht schafft, sie wieder loszuwerden), genau so können sich geistige Brandstifter in unseren gedanklichen Dachkammern unbemerkt einschleichen. Erkennen und hinterfragen wir heutzutage die Absichten und dahinterstehenden Gedanken der aktuellen Zündler? Gewiss lassen sich Parallelen zu eigenen Handlungsweisen bei verschiedenen aktuellen Katastrophen erkennen.
Max Frisch beschäftigte sich bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Handlung rund um den naiven Gottlieb Biedermann als Prototyp des normalen Bürgers, der die drohende Katastrophe ahnt und kommen sehen müsste, aber dennoch die Augen davor verschließt und einfach nichts tut. Der gesellschaftskritische Stoff, der Max Frisch seit 1948 umtrieb, wurde 1958 in Zürich als Theaterstück uraufgeführt, nachdem er bereits zuvor in seinem literarischen Tagebuch und einem Hörspiel veröffentlicht wurde. Dieser Klassiker deutschsprachiger Literatur beweist auch im Juni 2022 seine Aktualität.
Mit Witz und skurrilem Personal kommt das „Lehrstück ohne Lehre“, wie der Autor es im Untertitel bezeichnet, jedoch auch oftmals vergnüglich und unterhaltsam daher, sodass sich das Publikum auf einen spannenden Theaterabend freuen darf.
Nach zwei Jahren Corona-Pause gibt es nun einmal wieder eine Inszenierung der Theater AG. Neun Darstellerinnen und Darsteller aus den Jahrgängen 10 bis 12 beschäftigen sich seit Schuljahresbeginn unter der Leitung der Lehrerin Lucia Ballosch mit der Handlung, der szenischen Umsetzung und dem Lernen des Textes. Von der wunderbar naiven Familie Biedermann über anarchistische Kriminelle bis hin zum mahnenden Chor, quasi dem guten Gewissen der Menschheit, proben die talentierten Akteure motiviert die verschiedenen Facetten des dramatischen Figurengefüges.
Seit Anfang des Kalenderjahres wird die Theatertruppe dabei wunderbar von zwei weiteren Arbeitsgemeinschaften unterstützt. Zum einen begleitet das Technikteam unter der Leitung von Tim Nerenberg und Merlin Paßmann engagiert die Arbeit in Hinsicht auf Licht- und Tontechnik. Neues Equipment wird dabei erstmals eingesetzt und soll für möglichst spektakuläre Effekte sorgen. Zum anderen designen und gestalten die Teilnehmer*innen der Kunst-AG des 11. Jahrgangs unter der Leitung von Herrn Dr. Gurski kreativ die Ausstattung mit Requisiten, Kostümen und Bühnenbild. Da werden nicht nur Kulissen, Plakat, Programmheft und künstliche Etiketten von Benzinfässern entworfen, sondern auch Zeitungsseiten oder ein Gänsebraten hergestellt. Kreative Beratung bot dazu auch noch die Bühnenbildnerin und freie Künstlerin Paula Mierzowsky an. Über die Teilnahme unserer Schule an dem Projekt Schule:Kultur ergab sich hier eine herzliche und gewinnbringende Zusammenarbeit.
Am 23. Juni ist um 19:00 Uhr die Premiere, eine zweite Vorstellung am Tag darauf (24. Juni) zur gleichen Uhrzeit. Beide Vorstellungen dauern mit Pause ca. zwei Stunden und finden in unserer Aula statt. Eintrittskarten sind ab dem 16. Juni täglich in der Mittagspause in der Aula sowie an der Abendkasse (ab 18:30 Uhr) erhältlich. Erwachsene zahlen 5 €, Kinder und Jugendliche 3€.
Wer also die Handlung um den sorglosen Herrn Biedermann und die dreisten Brandstifter in unserer Aula erleben möchte, ist herzlich dazu eingeladen.