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Mit Demokratie und Diversität für mehr Nachhaltigkeit

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Mit Demokratie und Diversität für mehr Nachhaltigkeit

von Heja Deniz 10.4

Beim Netzwerktreffen des Baltic Sea Projects kamen vom 13.-25.11. Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern aus ganz Deutschland auf Fehmarn zusammen, um sich rund um die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt auszutauschen.

Fehmarn war meine allererste Erfahrung mit dem Baltic Sea Project, einem Schulnetzwerk der Ostseeanrainerstaaten, das das Ziel verfolgt, zusammenzuarbeiten, um eine nachhaltige Zukunft aufzubauen. Unsere Truppe bestand aus Ali, mir und Lisa – Lisa, das ist eigentlich Frau Schinkel. Aber beim Baltic Sea Project duzen wir uns alle. Denn es geht darum, dass Schüler:innen und Lehrkräfte aus den Ostseestaaten auf Augenhöhe zusammenarbeiten, um Schule und die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Augenhöhe – der Begriff hallte noch lange in meinen Ohren. „Es gibt einen Ort, wo mich Lehrer:innen ernst nehmen, mir zuhören und mich ebenbürtig behandeln?“ – war mein erster Gedanke, der sich (glücklicherweise) als wahr herausstellte!

Abends teilte sich jede:r in einen Workshop ein und stellte diesen vor. Hier spürte ich die Gleichstellung in voller Aktion. Schüler:innen stellten ihre Projekte vor, während Lehrkräfte saßen und zuhörten. „Genau das Gegenteil von Schule,“dachte ich. Unsere Gruppe hatte einen Workshop zu einem neuen Fach ausgearbeitet, das mehrere Fächer miteinander kombiniert und UNESCO-Themen behandelt. Auch unseren Workshop sollte ich co-leiten, was der Hauptgrund meiner Nervosität war. Rückblickend amüsiere ich mich über meine damalige Schüchternheit, die jedoch schnell wieder verflog.

Erstaunlich schnell fühlte sich die neue Gruppendynamik von Schüler:innen und Lehrkräften ganz natürlich an. Ich merkte schnell, dass jede:r einen Platz zum Sprechen hatte und diesen auch nutzte. Am wichtigsten jedoch war, dass Wert auf jede Meinung gelegt wurde. Ich erinnere mich noch an die vielen politischen Gespräche, an denen ich teilnehmen durfte. Ob in der Mittagspause mit Schüler:innen und Lehrer:innen über die politische Lage Deutschlands, beim Werwolf-Spielen mit Gleichaltrigen über die USA oder beim Kaffeetrinken mit Martin (einem der BSP-Koordinatoren) über den Nahostkonflikt und Feminismus – vor allem beim Letzteren merkte ich, wie sehr wir alle voneinander lernen konnten.
Ich sprach aus der Perspektive eines kurdischen Mädchens, das Diskriminierung aus erster Hand erfuhr. Mir wurde der nötige Raum gegeben, um meine Erfahrungen zu schildern, die zu interessanten Konversationen führten. Diese drei Tage waren eine Bereicherung für jeden – genau, weil wir so viel miteinander sprachen, weil wir alle Beteiligten gleich wertschätzten und weil eben nicht nach Alter, Geschlecht oder Herkunft unterschieden wurde. Ich hoffe, wir können ein Stück dieser Demokratie auch auf unsere Schule bringen.

So sehr mir Fehmarn gefiel, fiel Ali und mir etwas auf. Am ersten Abend, als wir alle das erste Mal zusammen zu Abend aßen, schaute ich mich um und flüsterte zu Ali: „Guck mal, wie wenig andere ‚Schwarzköpfe‘ hier sind.“ Ali schaute umher und stimmte mir rasch zu. Wir beide, als Schüler:innen mit einem Migrationshintergrund, waren ganz klar in der Unterzahl.
Manchmal fühlte ich mich trotz der ganzen Akzeptanz fehl am Platz, denn ich sah fast keine anderen Personen, die so aussahen wie ich. Ein Fünkchen Hochstapler-Syndrom kam auf. Der Mangel an Diversität war in vielen Gesprächen zu spüren. Oft redeten die anderen nur über ihre eigene privilegierte Position und wagten nicht, über ihren eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Trotzdem war ich da, um diese Perspektive einzubringen, und wie schon gesagt, wurde mir auch zugehört. Mir wurde sogar oft recht gegeben. Ich wünsche mir, dass es in der Zukunft mehr Personen gibt, die diese Sichtweise teilen können, denn der Platz ist auf jeden Fall da.

Abschließend kann ich nur sagen, dass mir diese drei Tage auf Fehmarn sehr gefallen haben. Ali, Lisa und ich haben viel mitgenommen, am wichtigsten war der demokratische Umgang miteinander. Wir als Schule, finde ich, haben aber auch viel zu bieten – an Diversität mangelt es bei uns nicht. Ich glaube, wenn wir es schaffen, diese beiden Aspekte miteinander zu kombinieren, wäre das das perfekte Fundament für eine Schule, die es wirklich zur Priorität macht, zusammenzuarbeiten - für bessere Schule und für eine bessere Welt.

Frische Luft, raue Ostseewellen und eine gemeinsame Mission:
Heja, Ali und Lisa beim Arbeitstreffen des Baltic Sea Projects auf Fehmarn