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Wer aus Gemütlichkeit die Augen verschließt, den bestraft das Leben

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Wer aus Gemütlichkeit die Augen verschließt, den bestraft das Leben

Das überspannt tiefgreifende Theaterstück „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch behandelt eine Thematik, die ebenso leicht auf andere Bereiche des heutigen Alltags übertragen werden kann. Nachdem die Uraufführung bereits1958 stattgefunden hat und das Stück seitdem ein Klassiker deutschsprachiger Dramatik ist, wurde es von der Theater-AG der Robert-Bosch-Gesamtschule am 23. und 24. Juni unter der Leitung Frau Balloschs zwei weitere Male vor einem aufmerksamen Publikum gezeigt. Hierbei dreht sich das gesamte Geschehen um den Protagonisten Gottlieb Biedermann (wunderbar wütend von Henk Telle umgesetzt), der sich in der ersten Szene bitter über die Brandstifter aufregt, an welche nun ein Artikel in der Zeitung gerichtet wird. Gestört wird er schließlich von seinem Dienstmädchen Anna (überzeugend dargestellt von Nedin Bedoui), die ihm einen Besuch ankündigt, der wenig später schon ungefragt in seinem Wohnzimmer steht. Dieser stellt sich als Joseph Schmitz (überragend unverschämt gezeigt von Jeremy Grund) vor und soll gemeinsam mit seiner Partnerin Wilma Eisenring (frech interpretiert von Sonia Solos) im Laufe der Handlung noch für ein ziemliches Chaos sorgen, dessen Gefahr Biedermann aus Trägheit stumpf ausblendet. In einer mitreißenden, spannenden und insbesondere humorvollen Vorstellung der Tragikomödie wurde den Zuschauern die Geschichte des feigen Opportunisten nähergebracht, der einer Auseinandersetzung mit den Brandstiftern strikt aus dem Weg geht. Die großartige schauspielerische Leistung der Schülerinnen und Schüler wurde nicht bloß durch den zwischenzeitlichen Applaus, sondern auch durch die fortwährend herrschende Spannung im Publikum betont. Die beeindruckenden Foto-Aufnahmen aktueller Katastrophen, die das bestehende Bühnenbild an einigen Zeitpunkten mithilfe eines Beamers verfeinerten, haben die Aussage um den Aktualitätsbezug passend ergänzt. Vor allem das große Feuer am Ende ließ ein Staunen zurück. Die eigens hergestellten oder beschafften Requisiten zeigten die Kunstfertigkeit und Kreativität der künstlerischen Ausstattung (großartige Arbeit der Kunst-AG unter der Leitung von Herrn Dr. Gurski). Besonders die originalgetreu wirkenden Benzinfässer entlockten Reaktionen des Publikums. Der intensive, lange Applaus gegen Ende belohnte eine mitreißende, kurios amüsante Darbietung, die einen doch tiefgründigen Kern besaß. Zuletzt ein Lob an all jene Schauspieler*innen, die ein bedeutender Teil des Theaterstücks gewesen sind: Henk Telle (Gottlieb Biedermann), Nedin Bedoui (Anna), Jeremy Grund (Joseph Schmitz), Sonia Solos (Wilma Eisenring), Mascha Sohns (Babette Biedermann), Michelle Kobbe (Akademikerin, Chor), Felicia Roehl (Polizistin, Chor), Merve Fatma Özker (Frau Knechtling), Fiona Opitz (Chorführung) und Cedric Stoewer (Chor). Ein großes Lob geht somit auch an die Regieleitung unter Lucia Ballosch. Die Inszenierung ist eine Kooperation der Theater-AG unter Leitung von Lucia Ballosch, der Technik-AG unter Leitung von Tim Nerenberg und der Kunst-AG des 11. Jahrgangs unter Leitung von Dr. Kai Gurski, unterstützt im Rahmen des Projektes Schule:Kultur vom Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim und vom tfn-Theater für Niedersachsen sowie dem Blumenfachgeschäft 1A Blumen Lange und der Freiwilligen Feuerwehr Hildesheim-Itzum.