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Pole Pole – das Motto der vierten Woche

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Pole Pole – das Motto der vierten Woche

von Kristine von der Recke

Die Woche vom 16. Oktober bis zum 20. Oktober

Die vierte Woche begann mit der noch immer anhaltenden Ungewissheit, ob der gemeinsame Besuch im NAFGEM-Büro in Moshi mit den Schülerinnen der Karansi Secondary School klappen würde. Deshalb fuhr die Gruppe von Frau von der Recke auf dem Weg nach Lekrimuni zur St. Hildegard Dispensary bei der KSS vorbei, um einen weiteren Klärungsversuch zu starten. Leider ohne Erfolg, erst am folgenden Tag sollte es mehr Klarheit geben, es wurde nur gesagt, dass noch Genehmigungen der übergeordneten Behörde eingeholt werden müssten.

Im Anschluss brach die Gruppe von Frau von der Recke zur Dispensary in Lekrimuni auf, wo sie im Gästehaus untergebracht wurden und dann von 10 bis 12 Uhr im NAFGEM Kindergarten waren. Am Dienstag nach dem Frühstück war die Gruppe erstmal mit dem Gießen der Bäume beim Krankenhaus beschäftigt, bevor es wieder zum Kindergarten ging. Nach dem Mittag kamen einige Massai-Frauen mit Armbändern, Schmuck und anderen Kleinigkeiten, durch deren Verkauf sie ihren Lebensunterhalt sichern.

Die Gruppe von Frau Kirschfink fuhr zur Lekrimuni Grundschule, um am Montag dort mit den Kindern ihr Haus, ihr Lieblingstier oder ihre Lieblingsfrucht zu malen. Dabei sollten die Schüler:innen ihrer Kreativität freien Lauf lassen; diese wird hierzulande meistens eher eingeschränkt und sollte aus diesem Grund auch auf jeden Fall gefördert werden.

Die Gruppe von Herrn Rehkamp fuhr etwas später zur Karansi, dort war unser Projektanfang erst um 10 Uhr, damit die Schüler:innen vorher noch eine Lerneinheit absolvieren konnten. Unsere Projektwoche startete damit die Betonpfosten, die ziemlich schwer und unhandlich waren, an die dafür vorgesehenen Löcher zu bringen. Diese hat die Gruppe in der vorigen Woche schon vorbereitet, indem Schüler:innen mit einer Spitzhacke in den Boden ein Loch geschlagen hatten. Anschließend haben wir die Arbeiten am Stacheldrahtzaun aus der vergangenen Woche fortgesetzt. Dieser soll aus vier Reihen bestehen und es mussten an verschiedenen Stellen noch Reihen ergänzt werden. Nachdem wir gestartet hatten, ließ die Unterstützung der Schüler nicht besonders lange auf sich warten, deshalb wurden alle ziemlich schnell mit den Reihen auf der einen Seite fertig. Nach einem starken Platzregen fingen wir an, am Maschendrahtzaun an der Straßenseite zu arbeiten und zogen dort mehrere Reihen Draht durch die dafür vorgesehenen Löcher in den Betonpfosten. Dies war aber komplizierter als gedacht. Obwohl mehrere Personen vorgeschlagen haben, den Maschendrahtzaun so wie in Deutschland festzumachen, wurde dies leider ignoriert.

Als die Drähte fertig gespannt waren, fuhren alle nach Hause.

Am darauf folgenden Tag fuhren die drei Lehrkräfte mit einem Lehrer der Karansi Secondary School zum Tansanischen Schulverwaltungsamt um dort zu klären, ob die tansanischen Schülerinnen mit zu NAFGEM kommen dürfen. Die Gruppe von Herr Rehkamp und Frau Kirschfink blieb deshalb in der Karansi. Dort ging es weiter mit dem Maschendrahtzaun. Dieser wurde an die gespannten Drähte gehalten und mit kleinen Drähten daran befestigt. Damit waren alle erstmal beschäftigt, bis die Lehrer in der Mittagszeit wieder an der Karansi waren. Die Mission war zufriedenstellend verlaufen und die Schüler:innen sollten am nächsten Tag mit nach Moshi zu NAFGEM fahren.

Als die Mittagspause in der Karansi vorbei war, teilten sich die Gruppen von Frau Kirschfink und Herr Rehkamp auf, damit die eine Gruppe bei dem Maschendrahtzaun weiterarbeiten konnte und die andere Gruppe am Stacheldrahtzaun weitermachen konnte. Nachdem die Gruppe mit dem Stacheldrahtzaun fertig war, haben alle gemeinsam auf die Gruppe von Frau von der Recke aus Lekrimuni gewartet, um dann gemeinsam nach Hause zu fahren.

Da an diesem Tag nur ein Kleinbus zur Verfügung stand, saßen einige auf dem Schoß von anderen, leider verlor der Reifen dann aber Luft, sodass dieser Plan nicht aufging. Alle stiegen wieder aus, denn das Reifen musste nun erstmal repariert werden. Eine Gruppe entschloss sich, den Weg von der Karansi Secondary School zur Kilari-Farm der Holy Spirit Sisters zu Fuß zu gehen, die Strecke ist ca. 7 km lang und also absolut machbar.

Am Mittwoch war geplant, dass die Gruppe von Frau von der Recke mit ein paar Schülerinnen der Karansi Secondary School zu NAFGEM fährt, jedoch kam der Bus nicht, der die Gruppe mit den Schülerinnen abholen sollte. Irgendwann kam heraus, dass die tansanischen Schülerinnen doch nicht mitfahren durften. Ganz unter dem Motto „Pole Pole“, was soviel bedeutet wie „Langsam, langsam“ oder „Entspann dich“, mussten unsere Lehrer wie schon so oft umplanen. Also entschieden sie sich dazu, dass alle deutschen Gruppen spontan gemeinsam zu NAFGEM fahren sollten.

Als wir angekommen waren, halfen einige zunächst beim Kochen. Bald aber sahen sich die meisten im NAFGEM-Shop um und kauften dort ein. Anschließend gab es auch schon Mittagessen, der unter anderem den hier sehr verbreiteten Maisbrei enthielt. Dieser schmeckte allerdings den wenigsten von uns, war aber trotzdem eine Erfahrung wert.

Als wir alle gestärkt waren, begann auch schon der Vortrag über die Tradition der Genitalverstümmelung bei Frauen, die in verschiedenen Ländern Afrikas praktiziert wird. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber dieser Vortrag hat alle sehr berührt. Der Gedanke daran, dass etwa jedes zweite Mädchen an den Schulen, die wir unterstützen, eine solche Prozedur und die damit verbundenen Schmerzen erlebt hat, ist grauenvoll. Genauso schlimm ist der Gedanke daran, dass so etwas in der heutigen Welt noch Gang und gäbe ist und aus „Gründen“ und mit einer Überzeugung vollzogen wird, die für niemanden aus unserer Gruppe nachvollziehbar sind.

Nach diesem äußerst prägenden Besuch, verbunden mit einem sehr erfolgreichen Einkauf für unsere Familien und die RBG, fuhren wir zu einem Touristen-Shop, wo manch einer ebenfalls fündig geworden ist, jedoch zu absolut überteuerten Preisen. Am späten Nachmittag ging es wieder zurück zum Amani-Haus.

Der darauf folgende Tag startete nun endlich mit der Endphase unseres Projekts: Das Pflanzen der Dornenhecke. Die Gruppen von Frau von der Recke und von Herrn Rehkamp fuhren gemeinsam zur Karansi um dort damit zu beginnen.

Die Gruppe von Frau Kirschfink fuhr zur Primary School, um dort ihre Projekte fortzuführen. An diesem Tag wollten sie mit den Schüler:innen verschiedene Instrumente basteln, Trommeln, Rasseln und Regenmacher. Später wurde noch ein kleines Fußballspiel gespielt, welches sehr ernst genommen wurde und deshalb ganz anders als in Deutschland verlief.

Die beiden Gruppen an der Secondary School teilten sich in mehrere kleinere Gruppen auf. Es gab eine klare Struktur für das Einpflanzen der Heckenpflanzen. Eine Gruppe bereitete zum Beispiel die Pflanzlöcher mit einer Spitzhacke vor, eine andere mischte die Gülle mit Wasser zusammen, eine pflanzte die Setzlinge ein, eine wässerte die neu gesetzen Pflanzen, und so weiter. Damit die Pflanzen nicht verbrennen, kamen noch trockenes Gras oder trockene Blätter über das frische Pflanzloch. Die tansanischen Schüler:innen halfen teilweise mit oder guckten uns einfach nur zu. Leider passierte es auch, dass sie mithelfen sollten, stattdessen aber Musik anmachten, sangen und tanzten. Auf Dauer war dieses Verhalten für uns sehr nervtötend.

An diesem Tag kamen wir bis zur ersten Ecke des Geländes und am Ende waren wir alle richtig eingespielt, so dass es recht schnell ging und irgendwann alle Pflanzen eingepflanzt waren.

Also fuhren wir zurück und der Tag neigte sich dem Ende zu.

Am Freitag ging es genauso weiter wie am Vortag. Eine Gruppe startete damit, die bereits eingesetzten Pflanzen zu gießen, eine andere Gruppe begann schon mit dem Bepflanzen einer weiteren Grundstücksseite. Eine dritte Gruppe bereitete wieder die nächsten Löcher vor, sodass eine vierte Gruppe direkt mit dem Pflanzen beginnen konnte. Da jeder seinen Job hatte, kamen wir schnell durch und waren schon zur Mittagspause um 14 Uhr fertig. Das Gefühl der Erleichterung war bei jedem deutlich zu spüren: Das Ziel unserer Projektfahrt haben wir erreicht!

Gefördert wurde unser Projekt von der Niedersächsischen Bingo Umweltstiftung!

Wir bedanken uns sehr für diese Förderung!