von Jan-Felix Kramer
Die UNESCO-Gruppe der RBG hatte passend zum Jahresthema Frieden zu Aktionen in den Jahrgängen aufgerufen. Eine dieser Aktionen fand am Mittwoch, den 28. Juni in den Jahrgängen 11 und 12 statt. Dort war der ehemalige RBG-Lehrer Hans-Jürgen Hahn zu Gast. Da er aus dem Geburtsjahrgang 1936 ist, kann er sich noch gut an die letzten drei Kriegsjahre erinnern, die er vor allem in Hannover und Bad Gandersheim verbrachte. Die Klassen und Tutoriate des 11. und 12. Jahrgangs hatten dafür jeweils zwei Schüler:innen als Teilnehmer:innen ausgesucht, welche an dem Gespräch teilnahmen und nun in ihren Klassen/Tutoriaten davon berichten können. Zudem haben sich die Klassen/Tutoriate im Vorfeld Fragen überlegt, welche der Zeitzeuge Herr Hahn vorher bekam. Somit war diese Veranstaltung also ein mehrere Generationen überspannender Austausch über eine vergangene Zeit. Da aber der Krieg in Europa leider ein sehr aktuelles Thema ist, war es ein wichtiger Austausch, der verdeutlichte, was Krieg - vor allem für Kinder - bedeutet.
Die Schilderungen von Hans-Jürgen Hahn - einerseits retrospektiv und auch beurteilend und erläuternd - andererseits aber aus der Sicht eines Kindes waren dabei sehr eindrucksvoll. Berichtet wurde von den Zeiten, welche in Bombenkellern verbracht wurden, und wie gegenüber ein Haus Etage für Etage abbrannte, unlöschbar, da von Brandbomben getroffen, in sich zusammenbrach, während die Bewohner das Hab und Gut noch heraustrugen und unten sammelten. Eindrucksvoll war auch, wie die Schule erlebt wurde. Dabei konnten sich die Zuhörer:innen am Beispiel von sechsjährigen Kindern, denen der Gang zur Toilette in Verbindung mit einer Erziehung zur Stärke verwehrt wurde, nur zu gut vorstellen, mit welchem Drill auch die schulische Erziehung in der Nazi-Zeit stattfand. Hans Jürgen Hahn zeigte sich uns als genauer Zeitzeuge, der sich teilweise detailliert an die Begebenheiten zum Kriegsende erinnern kann. Nahezu selbst miterlebend konnten wird daher auch zuhören, wie Herr Hahn als Kind den Einmarsch der Amerikaner in Bad Gandersheim erlebte, als Kind an der Straße an den einrollenden Jeeps und Panzern stehend, während sich alle Erwachsenen in den Häusern versteckten, und ein Angriff durch bewaffnete Nazis glücklicherweise verhindert werden konnte. Erschütternd auch die Erinnerungen, wie Herr Hahn als Kind vor dem brennenden Haus eines befreundeten Mädchens stand: Ihr Vater - überzeugter und im Ort wohl führender Nazi - hatte aufgrund der nahenden Alliierten erst die Mutter, dann das Mädchen erschossen und das Haus in Brand gesetzt. Wie Normalität für Kinder in dieser Zeit aussah, zeigte sich auch durch Berichte eines Geburtstags-Kafeetrinkens mit dem Genuss zuckrigen Kuchens, während über die Mauer des Grundstückes hinweg in Gefangenschaft lebende Zwangsarbeiter:innen zu sehen waren. Abschließend wechselte Herr Hahn, der wesentlich die noch heute bestehende Beth-Shalom-AG bezüglich des jüdischen Friedhofs aufgebaut hat, die Thematik, spannte er doch am Ende noch den Bogen hin zu der aktuellen Situation in Israel bzw. den palästinensischen Gebieten, um aus seiner Sicht auf dortige Missstände und Unrecht hinzuweisen. Im Namen der Schulgemeinschaft möchte ich ausdrücklich unserem alten Kollegen Herrn Hahn danken, dass er uns diese Einblick ermöglicht hat!